Mehr als Kleingedrucktes

Wer liest schon gerne Verträge? Aber man sollte sich Folgendes ‚mal auf der Zunge zergehen lassen:

„Die Verlage stellen den Schulaufwandsträgern sowie den kommunalen und privaten Schulträgern auf eigene Kosten eine Plagiatssoftware zur Verfügung, mit welcher digitale Kopien von für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werken auf Speichersystemen identifiziert werden können. Die Länder wirken – die technische und datenschutzrechtliche Unbedenklichkeit der Software vorausgesetzt – darauf hin, dass jährlich mindestens 1 % der öffentlichen Schulen ihre Speichersysteme durch Einsatz dieser Plagiatssoftware auf das Vorhandensein solcher Digitalisate prüfen lässt. Der Modus der Auswahl der Schulen erfolgt – aufgeschlüsselt nach Ländern und Schularten – in Absprache mit den Verlagen auf Basis eines anerkannten statistischen Verfahrens. Die Überprüfungen erfolgen ab Bereitstellung der Software, frühestens jedoch im 2. Schulhalbjahr 2011/2012.“

So steht es in einem Vertrag, den die Landes-Schulminister mit Schulbuchverlagen und deren Vertreter geschlossen haben und der „Gesamtvertrag zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen nach § 53 UrhG“ heißt.

Zuerst habe ich darüber auf Zeit Online gelesen. An die Öffentlichkeit wurde es aber von Markus Beckedahl gebracht:

Markus Beckedahl sitzt für die Grünen als externer Berater in der „Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft“ des deutschen Bundestages.

Wie weit von dem Vertrag auch die Hochschulen betroffen sind, ist mir noch nicht klar. Aber auch wenn es nur die Schulen betrifft, wird am Ende ein armer Systemadministrator sitzen, der über den Dienstweg den Auftrag bekommt, mal eben alle Rechner einer Schule zu scannen, ob nicht irgend ein Schüler oder ein Lehrer die Lizenzrechte der Verlage zu weit ausgelegt hat.

Da gefällt mir folgende Meldung viel besser:

Die UNESCO fordert die Regierungen der Welt auf, sich für Lehrmaterialien einzusetzen, die unter einer freien öffentlichen Lizenz zur Verfügung gestellt werden: http://www.heise.de/newsticker/meldung/UNESCO-empfiehlt-freie-Lehrmaterialien-1370467.html

Ergänzung am 7.5.2012: Bundesländer verzichten auf Schultrojaner

 


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