Alles Bio – oder was?

Biolebensmittel versprechen viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Lebensmitteln.
Sie sind gesünder und belasten die Natur weniger – sind also besser für Mensch und Natur. Trifft das auf alle Lebensmittel zu? Nein, einige Lebensmittel widersetzen sich dem. Naja, zumindest ein bisschen. Irgendwie. Oder?

Wer befiehlt den Bienen nur Pollen von Blumen zu sammeln, die nach zertifizierten Maßstäben (auf dem eigenem Grundstück) angebaut wurden? Was bedeutet Bio in diesem Fall? In diesem Falle bezieht sich das Bio-Siegel vielmehr auf die Bienenhaltung, als auf die Inhaltstoffe. Bei Bio-Honig soll das Siegel eine naturnähere Lebensweise der Bienen ermöglichen, wobei hier die jeweiligen Bio-Siegel unterschiedliche Ansätze verfolgen. Beispielsweise dürfen die Wabenkästen für den Bio-Honig gemäß EG-Bio Zertifizierung keine Plastikrahmen haben. Aber der EG-Bio Honig darf ebenso in Plastikfläschchen abgefüllt werden. Wo ist da die Grenze von (sinnvollem) Bio?

Beispiel Apfelsaft: Auch hier ist die „Bio-Grenze“ manchmal schwer fest zu machen. Einige der natürlichsten Apfelsäfte sind nicht nach dem EG-Bio Standard zertifiziert. Die Äpfel für diesen Saft wachsen auf Streuobstwiesen. Was eine Streuobstwiese ist, ist schon geregelt. Dort darf laut Kriterien des NaBu nur sehr eingeschränkt Einfluss genommen werden, so dürfen die Oberkronen der Bäume beschnitten werden, aber der Boden wiederum darf nicht bearbeitet werden. Das hört sich doch stark nach einem Bio-Apfelsaft an?! Ist es aber nicht. Denn die EG-Bio Statuten führen diese Bewirtschaftung nicht. Dementsprechend ist es kein EG-Bio Apfelsaft. Andere Zertifizierungen wie Demeter richten sich nach noch strengeren Regelungen und verlangen eine Umstellung des gesamten Betriebes auf Bio. Das ist an und für sich sehr zu befürworten, nur so schaffen Betriebe den Schritt zur (fast intakten) Kreislaufwirtschaft. Aber dennoch: Ist der Apfelsaft weniger Bio, nur weil auf dem Hof die Kühe „konventionell“ gehalten werden?

Das Problem der Zertifizierung findet sich noch häufiger bei Kleinstbetrieben. Zum Beispiel bei den Alpenbauern. Die Zertifizierung ist so aufwendig und teuer, dass es sich für viele Bauern, die zum Beispiel nur sechs Kühe, oder 80 Meter Traubenstöcke haben, schlicht nicht lohnt, sich zertifizieren zu lassen. Und das obwohl gerade auf diesen sehr kleinen, mit minimalem technischen Aufwand wirtschaftenden Betriebe die natürlichen Kreisläufe sehr robust sind. Nur sind die Wiesen auf diesen Almen nicht zertifiziert. Manche Sennereien schließen sich deshalb schon zu Verbänden zusammen, um sogenannte Heumilch zu vertreiben, für die die Kühe ausschließlich mit Gräsern, die auf den umliegenden Wiesen wachsen, gefüttert werden. Aber diese Milch ist nicht Bio. Oder doch? Die Schweiz sieht sich in besonderem Maße mit diesem Problem konfrontiert. Daher berücksichtigt das BioSuisse Zertifikat die (wirtschaftliche) Situation auf diesen Kleinstbetrieben. Wo ist letztendlich die Grenze zwischen biologischer und konventioneller Produktion?

Die Lebensmittel vom Bauernhof in der Nachbarschaft bieten sicher viele Vorteile. Aber es gilt auch da zu unterscheiden, zu hinterblicken, zu verstehen. Beim Anbau im eigenen Garten ist es noch einfach. Beim Imker ebenso. Aber dann wird es schon schwierig. Also: Damit Bio im Lebensmittel ist, muss Bio nicht unbedingt auf der Verpackung stehen.
Was hilft? Mitdenken, nachfragen und ab und an Artikel wie diesen lesen.

 

Hier haben wir Euch ein paar links zusammen gestellt, unter denen Ihr weiter führende Informationen findet:
Was ist eigentlich Bio-Honig?
Streuobstwiesen und ihre Zertifizierung.
Die Kosten einer EG-Bio Produktzertifizierung.
Ist Heumilch bio?
Die ARGE Heumilch in Österreich.
Die Zertifizierung nach Bio Suisse.
Finde einen Bauernhof in Deiner Nähe.
Wikipedia zu Bio-Siegeln.
Übersicht des BUND zu Bio-Siegeln.

Und hierunter findet Ihr Informationen im pdf Format:
Unterschiede zwischen den Bio-Siegeln.
Abgrenzung von sinnvollen und inhaltslosen Siegeln durch den BUND.
Bedingungen für Kleinbauern für die Zertifizierung nach Bio Suisse.

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Am Anfang war ein Foto

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Am Anfang war ein Foto. Zu sehen ist eine schwarze Leere, die dem Betrachter zu sagen scheint: Hier ist nichts. Dann ist da aber doch dieses kleine Halbrund. Mit seinen vielen Blautönen und den weißen Fetzen scheint er die Dunkelheit wenigstens ein bisschen auszuleuchten und auszudrücken: Da ist doch etwas in dieser Leere!

Was da so zerbrechlich aus der Dunkelheit hervorsticht, ist unsere Erde. Zum Teil von der Sonne angestrahlt, ziehen die Wolken über das Blau der Ozeane, hin und wieder ist ein Teil von Afrika zu erkennen. William Anders hat das Foto am 24. Dezember 1968 bei der Umkreisung des Mondes von der Apollo 8 aus aufgenommen. Das Foto zeigt die Erde, wie sie über dem Mond aufgeht und dabei nach und nach von der Sonne angestrahlt wird. Das Foto ist ein Sinnbild für den Wert unserer Welt geworden und hat viele Umweltbewegungen der letzten vier Jahrzehnte in angestoßen.

Natürlich geht die Erde gar nicht auf, Mond und Erde haben immer die gleiche Rotation, von der Mond aus gesehen steht die Erde immer an der gleichen Stelle und auch wir sehen schließlich fast nur das selbe Stückchen vom Mond. Und natürlich strahlt die Erde nicht, sie wird bloß von der Sonne angeleuchtet. Trotzdem ist das Foto ein Meilenstein für die Umweltforschung gewesen.

Es gab sie schon länger, die Umweltforschung. Seit jeher haben sich Menschen mit ihrer Umwelt auseinandergesetzt, sie verstehen gelernt, von ihr gelernt und gelernt mit ihr umzugehen. Oder es zumindest versucht. Der Nachhaltigkeitsbegriff kam dafür erst ziemlich spät ins Spiel. Hans Carl von Carlowitz brachte den Begriff in seinem Buch mit dem unaufgeregten  Titel „Sylvicultura oeconomica – Oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ in Umlauf. Während bis dahin einfach alles an Wald nach Bedarf  abgeholzt wurde, schlug er eine Forstwirtschaft vor, die pfleglich mit der Ressource Holz umgehen sollte. Zwar wendet von Carlowitz nur einmal den Begriff nachhaltend an. Trotzdem wird er meist als der Begründer der „neueren“ Nachhaltigkeit angesehen.

Wenn wir in der Forstwirtschaft nachhaltig handeln sollten um die Versorgung in der Zukunft zu sichern, sollten wir das dann nicht eigentlich überall machen? Aus dieser Idee heraus ist der moderne Begriff der Nachhaltigkeit entstanden. Der Begriff hat schon viel durchgemacht, ist oft in der Versenkung verschwunden, wenn er grad nicht gepasst hat oder er wurde einfach mal für die eigenen Zwecke uminterpretiert. Im alltäglichen Sprachschatz und vor allem im Denken ist  der Begriff in den späten 1960er Jahre und spätestens in den 1970er Jahren gänzlich angekommen.

Das Foto „The Rising Earth“ hat dafür sicher einen Teil geleistet, ebenso wie das am 07. Dezember 1972 aufgenommene Foto „Blue Marble“. Diese Bilder sind zum Symbol für die Einzigartigkeit und Verletzlichkeit eines Planeten geworden, der unbedingt geschützt werden sollte. Nicht nur, weil wir ihn dringend brauchen, sondern weil er einzigartig ist.

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